Kultur darf kein Luxusgut sein. Doch aufgrund der knappen öffentlichen Kassen werden viele Menschen der kulturellen Teilhabemöglichkeit beraubt. Gleichzeitig führen intransparente Förderstrukturen der einzelnen Bereiche zunehmend zu einem Rechtfertigungszwang der Kultureinrichtungen und zum Kulturkannibalismus untereinander. Es muss daher dringend und grundlegend die Kulturfinanzierung des Freistaates verändert werden, denn Kultur ist Daseinsvorsorge und elementarer Teil einer demokratischen Gesellschaft. Die Kosten für Kultur sollen gerecht und solidarisch verteilt sein, was wir mit der Festschreibung eines solidarischen Kulturförderausgleichs erreichen möchten, der die Finanzierung auf breitere Schultern legt und alle Kommunen des Freistaats einbezieht.
Für mehr Infos geht es hier zum Konzept für ein Kulturfördergesetz der Linksfraktion.
Kultur ist nach wie vor eine „freiwillige“ Aufgabe der Kommunen. In Zeiten von klammen Haushaltskassen fehlen für die „freiwilligen“ Aufgaben aber zunehmend die Mittel. Kultur muss aus unserer Sicht Pflichtaufgabe sein, da sie für uns Daseinsvorsorge ist. Dazu gehört für uns auch, dass die Thüringer Kommunen finanziell wesentlich besser ausgestattet werden.
Darüber hinaus sehen wir die Notwendigkeit, kulturelle Strukturen auch auf Verwaltungsebene zukunftsfest zu machen. Dazu sehen wir überregionale Kulturentwicklungskonzeptionen als einen wichtigen Schritt an, um Strukturen und Netzwerke zu bündeln und eine Vereinfachung der Fördermodalitäten zu erreichen.
Kultur ist Lebendigkeit, Widerspruch, Vielfalt und Inspiration. Sie regt zum Innehalten, Nachdenken und zur Meinungsbildung an. Kultur ist ein Fundament unserer Gesellschaft und der Grundstein für Demokratie. Sie schafft Toleranz, Selbstvertrauen und ermöglicht die Kommunikation. Aber nicht alle Menschen nehmen gleichberechtigt an Kultur teil, weil ihnen das Geld oder die Zeit fehlt, sie durch Barrieren gehindert werden oder der Fernseher ihre einzige Kulturquelle ist. Wir wollen, dass sich junge wie alte Menschen, solche ohne häusliche Bücherwand und jene in Rollstühlen oder mit Blindenstock kulturell betätigen und an Kultur teilhaben können.
Integration wird immer noch als Bringschuld der MigrantInnen und Flüchtlinge angesehen, an deren erster Stelle die Aneignung der deutschen Sprache steht. Ein eigener Beitrag der sogenannten Aufnahmegesellschaft wird allenfalls nachrangig anerkannt. Der Rechtsstatus eines Menschen darf nicht dazu führen, dass Mensch weniger Rechte besitzen. Jeder Mensch ist gleichberechtigtes Mitglied einer Gesellschaft. Integration findet überall dort statt, wo Menschen sich begegnen und interagieren. Ein gleichberechtigtes Miteinander von Menschen fördert Kommunikation und interkulturellen Austausch und baut gegenseitige Vorurteile ab. Interkultureller Austausch ist notwendige Bereicherung und Entwicklungsgrundlage für jede Gesellschaft. Aus diesem Grund müssen zunächst integrationsverhindernde Diskriminierungen, wie Residenzpflicht, Arbeitsverbote usw. beseitigt werden. Menschen, die länger als fünf Jahre einen Aufenthaltsstatus besitzen, sollen uneingeschränkte Mitbestimmungsrechte, also auch bei Wahlen und Abstimmungen, erhalten.
An fast allen Thüringer Kultureinrichtungen ist durch massive Kürzungen der Investitionspauschale, die für die Instandhaltung der teils maroden Bausubstanzen eingesetzt wird, ein beträchtlicher Investitionsstau entstanden. Auch deshalb sind die meisten Kultureinrichtungen Thüringens noch weit davon entfernt, energieeffizient zu sein, was auch die Unterhaltungskosten für die Träger der jeweiligen Einrichtung in die Höhe treibt. Daher ist eine energetische Sanierung für die Einrichtungen zu ermöglichen.
Kultur und Bildung sind siamesische Zwillinge, die gemeinschaftlich als Säulen einer Gesellschaft fungieren. Daher muss der schulischen wie außerschulischen kulturellen Bildung mehr Unterstützung und Aufmerksamkeit zu Teil werden. Gerade im Bereich der Kinder- und Jugendkulturellen Bildung bedarf es einer transparenten und vor allem langfristigeren Förderstruktur. Mehr Kultureinrichtungen sollen institutionell gefördert werden können und projektbezogene Fördermittel müssen zumindest eine längere Laufzeit umfassen. Wichtig ist Planungssicherheit für die Kunst- und Kulturakteure und die Projekte zu schaffen.
Thüringen hat ein reiches kulturelles Erbe, welches sich vor allem entlang der heutigen A4 erstreckt. Doch Thüringen hat noch so viel mehr zu bieten. Von regionalen Besonderheiten über bürgerschaftliches Engagement zur Bewahrung und Neuentdeckung kultureller Höhepunkte bis hin zu kreativen Aufbrüchen, die es ebenso touristische Anziehungspunkte sein können. Bis heute gibt es aber keine einheitliche Vermarktungsstrategie, die diese Besonderheiten gemeinsam aufgreift. Wir sehen eine dringende Notwendigkeit darin, Thüringens Kulturlandschaft in der Mitte Europas als einheitliches und verbindendes Markenzeichen zu etablieren und den Kulturtourismus konzeptionell zu stärken.
Die Thüringer Kulturlandschaft ist breit gefächert und weist viele Facetten auf, die aufgrund der vorhandenen Förderstrukturen oftmals parallel zueinander laufen. Der Kultur in den Städten wird oft mehr Aufmerksamkeit gewidmet und der ländliche Raum zum Teil immer weiter ausgedünnt. Deshalb sehen wir es als essentiell an, Netzwerke, Kooperationen und ein Miteinander der Kultureinrichtungen und –initiativen verstärkt zu fördern, was durch überregionale Kulturentwicklungsplanungen erreicht werden kann. Das führt zu einer Stärkung des ländlichen Raumes und fördert Anreize zur Entwicklung kultureller Identität in ganz Thüringen.
Thüringer Kultureinrichtungen sind digital für sich zum Teil bereits gut vertreten. Wir glauben aber, dass zur Teilhabe aller in Thüringen lebenden Menschen, aber auch zur besseren touristischen Vermarktung ein gemeinsames Programm- und Ticketportal der Thüringer Kultureinrichtungen dringend notwendig ist. Gerade im digitalen Zeitalter, in dem Informationen und Dienstleistungen zügig und kompakt gefunden und genutzt werden wollen, ist ein gemeinsamer digitaler Auftritt der Thüringer Kultur unerlässlich. Aus diesem Portal kann sich dann in einem zweiten Schritt auch eine Kultur App entwickeln lassen, die gemeinsam mit einem konzeptionell gut durchdachten Kulturtourismuskonzept wirken kann und soll.
In ganz Thüringen gibt es Kultur und Kultureinrichtungen zu erleben. Die überregionale Ausstrahlung vieler Einrichtungen steckt allerdings meist noch in den Kinderschuhen. Das liegt auch daran, dass es vor allem im ländlichen Raum schwierige Verkehrsanbindungen gibt, die z.B. einen Besuch einer Theatervorstellung beschwerlich machen. Deshalb plädieren wir dafür, wieder „Theaterzüge oder -busse“ einzusetzen und somit auch die überregionale Teilhabe an Kultur zu ermöglichen. Ebenso sehen wir im Zuge des demographischen Wandels einen Bedarf dafür, dass Kultureinrichtungen selbst vor Ort erlebbar werden und ihre Angebote auch an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen anbieten können. Die Ausgestaltung der Logistik in diesem Zusammenhang benötigt aber ein gut ausgebautes Verkehrsnetz, vor allem im Bereich des ÖPNV.